Die Pest in Bettingen

Es ist während des Dreißigjährigen Krieges. Ein Reiter zieht mühsam auf seinem abgemagerten Pferd die Prüm entlang.

Das Gesicht des Reiters brennt im Fieber, und seine Glieder zittern. Mit Mühe erreicht er die ersten Häuser des Dorfes Bettingen; dann schwinden ihm die Sinne. Die hilfsbereiten Bewohner eines Hauses heben den Reiter vom Pferd und tragen ihn in ein Zimmer. Sie waschen ihm den Staub aus dem Gesicht, von den Armen und Beinen und wundern sich über die häßlichen, dunklen Flecken am Körper.

Der Kranke erlangt nicht mehr das Bewußtsein und stirbt am nächsten Tage. Sie betten ihn auf ihrem Friedhof zur letzten Ruhe und wissen nicht, daß der Fremde den Schwarzen Tod, die Pest, in ihr Dorf gebracht hat. Ein junges Mädchen aus dem Haus stand dabei, als man den Reiter vom Pferde hob. Bereits einen Tag später folgt der Vater seiner Tochter ins Grab, dann der kleine Bruder und dann die Mutter.

 

Der Tod eilt zum Nachbarn und weiter ins Dorf. Ob klein, ob groß, ob reich, ob arm, er mäht alle mit seiner scharfen Sense hinweg. Zuerst begräbt man noch die Toten, dann läßt man sie liegen. Schließlich sind nur noch sieben Bewohner des Dorfes Bettingen am Leben. Angst und Schrecken erfaßt sie, und sie verlassen eilends Haus und Hof, Stall und Äcker. Der Wind fegt durch Fenster und Türen. Mit der Zeit fallen die Häuser zusammen, nur ein Teil des Kirchturms bleibt noch stehen.

Die Überlebenden haben sich prümabwärts in das Dorf Frenkingen gerettet. Später nennen sie das Dorf nach ihrem Heimatort Bettingen. Die Kirchturmruine des alten Dorfes Bettingen kann man heute noch zwischen Ober weis und dem neuen Bettingen in einem Seitental sehen.

©  Hans Theis, Neuerburg