Neuerburger Humor

Ein Bauer brachte einem Neuerburger Müller einmal zwei Sack Korn zum Mahlen. Brauch war es früher, daß der Müller als Mahlkosten ein Zehnteil des Getreides behielt.

Der Bauer schaute dem Müller mißtrauisch beim Abwägen zu und fragte unvermittelt: „Hott Ihr alt en agerohmten Spitz-buf gesehn?" Auf die verneinende Antwort machte der Bauer klar: „Daat aß, wann e Miller an der Housdier stähtl"

Ein Bauersmann hatte am Markttag in Neuerburg etwas über den Durst getrunken. Auf der Heimfahrt fiel er vom Wagen und verletzte sich innerlich. Man brachte ihn zum Dr. Hubert. Der fragte teilnahmsvoll: „Na, wo haben Sie sich denn weh getan?" Stöhnte der Patient: „Zwischen Neuerburg und Daudistel, Här Doktor!"

Zum Notar Felix Heß in Neuerburg kam ein Bauer, um sein Testament zu machen. Bestimmt und klar gab er an, wie er als Junggeselle sein Vermögen unter seine zahlreichen Neffen und Nichten aufzuteilen gedenke. So sollte der Neffe Hanni 3000 Mark, die Nichte Kathrin 3000 Mark, die Nichte Susann 4000 Mark, der Neffe Pittchen 6000 Mark, der Neffe Klos 6000 Mark erhalten, und so fort. Als aber der Segen überhaupt kein Ende nehmen wollte, sah sich der Notar doch schließlich zu der Frage veranlaßt, wo er denn ein solch großes Vermögen überhaupt habe. Worauf das Bäuerlein ganz trocken erwiderte:„Daat han eijch iwerhaupt net, äwer dehan mech all mei Lebtag geärgert un scheckanert, dorfier well eijch se no mengem Dut och nooch e beßchen ärgeren!"

Der Postbus ab Neuerburg ist wieder einmal überfüllt. Eine rundliche Bauersfrau steigt ein und sieht sich vergeblich nach einem Platz um. „Sie haben nichts, um zu sitzen, gute Frau", sagt ein Fremder, der ihr behilflich sein will. „Ich habe sehr wohl was, um zu sitzen", schallt die Antwort, „ich weiß bloß nicht, wo ich's hintun soll!"

Der alte Kann hatte sich aufrecht durch's Leben geschlagen, stand sich aber wegen seiner Aufrichtigkeit und Gradlinigkeit nicht besonders gut mit seinen Verwandten. Als er sterben wollte, erinnerten sich einige Vettern seiner, und zwei machten sich auf den Weg, den Sterbenden zu besuchen. Der Sterbende nahm die Trostworte schweigend entgegen und bat sie dann, sein Bett von der Wand zu rücken und an jeder Seite von ihm Platz zu nehmen. Darauf sprach er mit verlöschender Stimme: „Wall kaan eijch rohig sterwen, wie esen  Herrgott zweschen zwing Spitzbufen".

 

Ein Trierer Bischof reiste über Land. In unserer Gegend traf er einen armen Hirten, der auf karger Heide seine große Schafherde weidete. Der Bischof erkundigte sich nach seinem Lohn; es war eine erbärmlich kleine Summe. Er meinte zu dem Schäfer, er selber sei auch ein Hirt, aber er verdiene doch viel mehr als der Schafhirt. Der Hirt schien eifrig zu überlegen, um den Fall zu klären. Plötzlich erhellte sich sein Gesicht, und er meinte zum Bischof: „Daan hot Ihr secher de Sei (Säue) mat dobeij!"

Der alte Feechter (Feldschütz) in einem Dorf in unserer Nähe versah seinen Dienst ganz gut, aber mit dem Schreiben stand er auf Kriegsfuß. Eines Tages hatte er einen jungen Burschen zur imzeige gebracht, weil er den Birnenbaum eines Nachbarn geplündert habe. Dieser wurde bestraft, erhob aber Einspruch bei Gericht, da er sich eines Birnendiebstahls nicht bewußt war. Der Amtsrichter fragte in der Verhandlung den Feldhüter, ob der Junge an den Birnen gewesen sei. „Daat net", sagte der Feldhüter, „aber der Deiwel kaan Quetschen schreiwen!"

Auf dem Neuerburger Markt verkaufte eine Bauersfrau ein Schwein. Doch hatte sich der Ehemann die endgültige Zustimmung zum Verkauf vorbehalten. Als die Frau nach Hause kam, zeigte sich der Bauer mit der Höhe des erlösten Betrages einverstanden und richtete eine Karte folgenden Inhaltes an den Händler: „Ich bin mit dem Verkauf meiner Frau einverstanden. Sie können das Schwein behalten!"
Der Ortsbürgermeister erhielt ein behördliches Schreiben, in dem angefragt wurde, ob es im Ort zwei Müller gebe, oder ob Josef und Johann Müller identisch seien. Die Antwort lautete: „Hierorts gibt es nur einen Müller, der den Namen Johann Josef führt. Daß er ein Trinker ist, ist allgemein bekannt; ob er auch identisch ist, konnte nicht festgestellt werden!"

Franz Billmanns Geiz treibt oft seltsame Blüten. Da hat ihm unlängst der alte Hausarzt den Auftrag gegeben, ein Fläschchen mit Urin seiner von Krankheitsfurcht befallenen Frau zu bringen. Mit einer gefüllten Literflasche erscheint er einige Tage später beim Doktor. Der schüttelt den Kopf und meint, etwas weniger hätte auch genügt. Nach einiger Zeit des Wartens im Vorzimmer wird Franz ins Sprechzimmer gerufen. Freudestrahlend erscheint er kurz darauf wieder im Wartezimmer und belehrt flüsternd den dort wartenden Sohn. Diesmal habe er den Arzt aber drängekriegt und billig eine mehrfache Untersuchung erhalten: „D'Mamm as gesond, dou bas gesond, Käth as gesond an'd'Geeß (Geiß) as och nooch gesond!"

 

(c) 1966 Hans Theis, Neuerburg 

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