Ida, ein schönes Burgfräulein von Neuerburg, wurde von manchem Ritter umworben. Sie schenkte ihre Hand und ihr Herz dem Ritter Kuno von Falkenstein. Der Ritter von Vianden, der ebenfalls das schöne Fräulein zur Frau begehrte, war darob sehr erzürnt.
Als der Ritter von Falkenstein zur Hochzeit nach Neuerburg reiste, legte sich der Viandener auf der Berghöhe vor Neuerburg auf die Lauer. Es kam zu einem erbitterten Kampf. Die Übermacht des Viandeners war zu groß, und bald lagen die Begleiter des Bräutigams erschlagen am Boden.
Ritter Kuno mußte fliehen, und da ihm der Weg nach Falkenstein verlegt war, ritt er, so schnell ihn das Roß zu tragen vermochte, gen Neuerburg. Schon hatte er die rettende Burg vor Augen, da brach das Pferd, völlig erschöpft, tot zusammen. Unfern aber hörte er das Rufen und Schreien der Verfolger.
In seiner Not betete Ritter Kuno zur Gottesmutter um Hilfe. Sein Gebet wurde erhört. Plötzlich stand vor ihm eine lichte Gestalt und deutete wortlos auf eine alte Eiche. An deren Fuß befand sich ein dunkles Loch, welches in das Innere des hohlen Baumes führte. In diese Höhlung barg sich schnell Ritter Kuno.
Schon stürmten die Verfolger heran. Sie fanden das tote Pferd, den Reiter aber suchten sie vergebens. Als die Viandener wütend abgezogen waren, verließ Ritter Kuno das Versteck, dankte Gott für seine Rettung und eilte der Burg zu.
Nachdem er mit seiner jungen Frau auf Falkenstein Einzug gehalten hatte, ließ Ritter Kuno zum Dank für seine Errettung ein schön geschnitztes Muttergottesbild in der hohlen Eiche aufstellen. Dort steht es noch heute und ist von Alter und Kerzenrauch fast schwarz gefärbt. Und noch heute tragen die Menschen ihre Not und ihren Kummer zum Schwarzen Bildchen. Schon viele sind, wie einst Ritter Kuno, erhört worden.
Das Schwarzbildchen (Foto 2010: Michael Theis)
(c) 1966 - Hans Theis, Neuerburg