Zahlreiche Wörter in unserem heimatlichen Dialekt sind der französischen Sprache entnommen. Sie bezeichnen vornehmlich solche Dinge, die unseren Altvorderen unbekannt waren und die sie erst in der Zeit, als unsere Heimat im 18. Jahrhundert unter französischer Herrschaft (Wälderdepartment) stand, kennen lernten.
Weniger bekannt ist, daß die Eifeler Mundart Wortstämme enthält, die sich aus englischen Wörtern angelsächsischen Ursprungs ableiten lassen. Da ihr Ursprung bis in das 9. Jahrhundert zurückgeht, haben sie sich im Laufe der Jahrhunderte weitgehend angeglichen. Einige Wörter, die ihre Herkunft noch klar erkennen lassen, seien nachfolgend angeführt. Sie sind dem Dialekt entnommen, der in der Gegend um Neuerburg gesprochen wird:
Wort |
englisch |
mundartlich |
Tier |
beast (biest) | biest |
Übel | evel (iewl) | iewel |
Moor | fen (fenn) | venn |
Strumpf | hos (hos) | hoos |
Uhr | hour (aur) | auer |
Docht | weck (uick) | weck |
er sagt | he said (he säd) | he säd |
rufen | call (kool) | kalen |
fertig | ready (redi) | reht |
Diese Reihe würde sich noch um zahlreiche Wörter vermehren lassen. Wie aber kommen diese Wörter in unsere Mundart, da doch zu keiner Zeit unsere Heimat unter englischem Einfluß stand? Die Erklärung ist gar nicht so schwer wie sie erscheinen mag. Genau so, wie durch die Invasion der Angelsachsen aus Germanien, die keltischen Ureinwohner Englands zu einem großen Teil die Sprache der Sachsen annahmen, so sind auch diese Wortstämme in unserem Dialekt sächsischen Ursprungs und datieren aus einer Zeit, da unsere Vorfahren mit den Sachsen in Berührung kam.
Als Karl der Große das Reich der Sachsen vergrößern und befestigen wollte, setzten die Sachsen seinen Eroberungs- und Bekehrungsversuchen den heftigsten Widerstand entgegen. Im Verlaufe der kriegerischen Ereignisse gegen Ende des 8. Jahrhunderts ließ Karl viele Tausende sächsische Familien aus ihrer Heimat wegführen und in andere deutsche Landschaften verpflanzen, während ihre Wohnsitze fränkischen Ansiedlern gegeben wurden. Bei dieser Umsiedlungsaktion sollen etwa 10 000 sächsische Familien in die Eifel verschickt worden sein. Hier vermischten sie sich bald mit der Bevölkerung, die ihrerseits verschiedene Wörter aus der Sprache der Flüchtlinge in ihren Sprachschatz aufnahmen.
Es mag für die Umsiedler nicht leicht gewesen sein, sich unter fremden Menschen und in der herben Natur des Gebirgslandes eine neue Heimat zu gründen. Aber die Zeit heilt alle Wunden. So ist diese bittere Tatsache längst vergessen und nur einige Sprachsplitter erinnern noch an eine schicksalsschwere Zeit.
© Hans Theis, Neuerburg